Die strukturierte Entscheidungsfindung
Wir alle müssen tagtäglich Entscheidungen treffen – geschäftlich und privat, kleinere und größere. Doch gerade größere Entscheidungen fallen uns nicht immer leicht. Je mehr Einflussfaktoren es gibt, desto schwieriger wird es, aus dem Bauch heraus einen klugen Entschluss zu fassen. Glücklicherweise gibt es Methoden, um verzwickten Problemstellungen fundiert begegnen zu können.
Welcher Job ist der richtige? An welcher Stelle soll investiert werden? Entscheidungen wie diese gestalten unser Leben. Fehlentscheidungen können dabei mitunter dauerhafte Nachteile nach sich ziehen. Zum vernünftigen Entscheider muss man nicht geboren sein – schließlich gibt es erlernbare Techniken, wie man einen guten Entschluss fassen kann. Im Fokus steht dabei die gründliche Planung, also die Vorwegnahme künftigen Handels. Gute Vorbereitung ist alles.
Ein Entscheidungsproblem strukturieren
Wer eine Herausforderung vorrausschauend angehen möchte, sollte die Problemstellung zunächst strukturieren um sich ihrer einzelnen Komponenten bewusster werden.
Beim Herunterbrechen der Fragestellung kristallisieren sich fünf Kategorien heraus, welche sich wechselseitig beeinflussen:
- Das Problem
- Ziele und Präferenzen
- Alternativen
- Konsequenzen
- Kompromisse
Außerdem wirken sich die allgemeine Unsicherheit über die Zukunft und die eigene Risikobereitschaft auf diese Faktoren aus.
Die Gesamtheit dieser Einflüsse lässt sich auf unterschiedliche Weise visuell darstellen, wodurch die Komplexität eines Problems erst wirklich greifbar wird.
Das Einflussdiagramm
Einflussdiagramme sind eine vergleichsweise simple Methode, um Probleme zu visualisieren. Dennoch sind sie für einen ersten groben Überblick sehr hilfreich.
Beispiel: Einflussdiagramm für die Entscheidung über ein gesetzliches Gebot zur Installation von Feuerlöschern
Bei einem Einflussdiagramm werden keine einzelnen Alternativen oder Ereignisse betrachtet, sondern der Einfachheit halber nur deren jeweiligen Gesamtmengen. In diesem Beispiel haben wir eine noch eher einfache Fragestellung. Mitunter können solche Diagramme großformatige Poster füllen. Sie sind dann auf den ersten Blick nicht mehr ganz so übersichtlich, können aber auch dann noch komplexe Sachverhalte am besten veranschaulichen.
Der Entscheidungsbaum
Beim Entscheidungsbaum kann ein Entscheidungsprozess sequenziell dargestellt werden. Von einem Ausgangspunkt ausgehend führen einzelne Entscheidungsalternativen zu unterschiedlichen Ereignissen und Konsequenzen, welche wiederum nach Entscheidungen verlangen – bis schließlich ein mehr oder weniger gutes Ergebnis erzielt wird. Dabei können auch die Erwartungen berücksichtigt werden, mit denen bestimmte Ereignisse eintreffen können.
Beispiel: Entscheidung über ein Bohrvorhaben zur Ölgewinnung
Mit Hilfe eines solchen Entscheidungsbaums lässt sich die optimale Strategie ermitteln. Es wird das sogenannte Roll-back Verfahren angewendet. Dabei beginnt man mit den Berechnungen am Ende des Baumes. Folgendermaßen ist vorzugehen:
1. Zunächst werden die Zielkonsequenzen ermittelt und bewertet.
2. Von den Konsequenzen ausgehend begibt man sich zum nächsten vorgelagerten Entscheidungspunkt.
3. Hier wird dann der Erwartungswert aller an diesem Entscheidungspunkt gegebenen Alternativen berechnet. Die Alternative mit dem höchsten Erwartungswert wird ermittelt und alle anderen werden gestrichen.
4. Nachdem alle Entscheidungspunkte der letzten Stufe auf diese Weise bearbeitet wurden, verfährt man auf der vorletzten Stufe genauso. Am ersten Entscheidungspunkt angelangt, steht dann die optimale Strategie mit dem höchsten Erwartungswert fest.
Jetzt haben wir unser Problem visuell dargestellt, um uns einen Überblick zu verschaffen. Aber Herausforderung ist nicht gleich Herausforderung. Je nach Voraussetzung und äußeren Einflüssen muss die Entscheidungsfindung anders angegangen werden. Welche Methoden im Einzelnen Anwendung finden, soll in den Fortsetzungen zu diesem Blogbeitrag betrachtet werden.
Ausblick:
II. Entscheidung bei Unsicherheit und einem Ziel
III. Entscheidung bei Sicherheit und mehreren Zielen
IV. Entscheidung bei Unsicherheit und mehreren Zielen
Nähere Informationen zum Thema erhalten Sie in dem Buch: Rationales Entscheiden, Eisenführ, F., 5. Aufl., 2010 Berlin
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